Ein Mythos lebt!

Waren die Kroaten tatsächlich so barbarisch wie ihr Ruf?

Einerseits bekannt für ihren Mut und die besondere Tapferkeit, hat sich die Grausamkeit der Kroaten nach dem Dreißigjährigen Krieg in den Gedanken, Balladen und in vielen deutschen Stadtchroniken festgesetzt. So wundert es  nicht, dass die „mittfränkischen Kroaten zu Pferd“ heute ein Highlight in Festzügen und bei Festspielen sind.

Der Dreißigjährige Krieg war nicht nur Religionskrieg zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union, er war auch Austragungsort der Staatenkonflikte zwischen den Mächten Europas. Mehr als 30 große Schlachten wüteten von 1618 bis 1648 überwiegend auf deutschem Boden und brachten millionenfachen Tod, Verwüstung und Barbarei. Der Krieg brachte ausgebrannte Städte, verwüstete Dörfer und kahlgefegte Äcker. Hungersnöte und Seuchen überzogen das Land. Hinzu kommen erschlagene, gefolterte und vergewaltigte Unbeteiligte. Wer da überleben wollte, brauchte verdammt viel Glück.

Auch Nordfranken und Südthüringen waren schlimmen Verwüstungen ausgesetzt. Das lag auch an den Heerstraßen, die durch sie und über den Thüringer Wald ins Thüringer Becken und nach Sachsen führten. Die katholische Nachbarschaft in den angrenzenden Bistümern Würzburg, Bamberg und die drei Festungen Kronach, Coburg und Königshofen, trugen das ihre bei. Auch wenn diese nur unbedeutende feste Plätze waren, so zogen sie doch jeden Feind magisch an. Je tapferer und länger sie sich wehrten, desto schlimmer war es für das umliegende offene Land mit seinen Dörfern. Die Kunde vom Wohlstand der Bevölkerung wurde von Truppe zu Truppe getragen. Damit brach das Unheil über Franken, Südthüringen und schließlich über die Mitte Deutschlands herein.

Wenige Wochen zuvor hatte Tilly auf Seiten der Kaiserlichen mit 8.000 Mann das lutherische Königsberg in Franken eingenommen, angezündet und zur Plünderung freigegeben. In seinen Reihen kämpften auch leichte Reitertruppen wie die Kroaten, bekannt für Zähigkeit, Draufgängertum, aber auch für Brutalität. Auch wenn die Bezeichnung “leichte Reitertruppen” friedensverwöhnte Zeitgenossen an Operettenklänge erinnert, waren sie bei kriegserprobten Feldherren der damaligen Zeit ein wichtiges Mittel zum Zweck.

In der leichten Kavallerie aller Konfliktparteien des Dreißigjährigen Krieges dienten Kroaten, Polen, Kosaken, Ungarn und andere Volksgruppen. Historiker sind der Ansicht, dass die große Zahl von 20.000 Kroatischen Reitern ein Indiz dafür ist, dass sich auch Angehörige anderer ethnischer Gruppen in ihren Reihen befanden. Zu ihnen zählten wohl alle ost- oder südosteuropäischen Söldner. Sie kämpften als eigene Waffengattung und wurden auch als eigener Verband gehandelt. Sie kämpften vor allem in der kaiserlichen Armee und fast ausschließlich in katholischen Verbänden. Bezeichnend für die Bewaffnung der Kroaten war der Säbel, der Dolch und zumeist auch Pistolen. Oft führten sie auch Arkebusen, den Vorläufer der Karabiner mit sich, die erstmals von Reitern genutzt werden konnten. Der militärische Vorteil und die Schlagkraft der Einheiten bestand darin, dass sie nicht nur zu Pferd, sondern auch zu Fuß kämpfen konnten. Das war natürlich ein besonderer Vorteil beim sogenannten “kleinen Krieg” wie: Aufklärung, Flankensicherung, Sicherung von Routen und die Verfolgung fliehender Truppen. Sie eigneten sich auch für guerilla-artige Einsätze, allein schon durch ihre flexible Verbandsstärke von 200 bis 400 Reitern.

Die Überwachung und die Einhaltung der Disziplin war bei diesen wilden Gesellen schwierig. Die Angst vor ihrer Brutalität und Grausamkeit wurde von kaiserlicher Seite gefördert und von der protestantischen Union hochstilisiert. Sicher sind viele der Geschichten von der Propaganda verzerrt.

Es waren jedenfalls die Kroaten, die nach Tillys Königsberg von Lichtenfels aus in den Itzgrund einfielen, die reichen Dörfer Buch und Siemau plünderten und brandschatzten. Das Brennen und Morden bis 1634 ging also vom Itzgrund aus durch das ganze Land, bis in die letzten Dörfer des Thüringer Waldes. Fremde Soldaten überschwemmten das Land. Im Amt Römhild lagen die gallischen, tunischen, hatzfeldischen und auch noch andere Regimenter. Adelshofisches und anderes Volk lagerte in Heldburg. In Neustadt und Eisfeld waren Ungarn und die Kroaten des Oberst Forgatsch. In den Coburger Dörfern traf man auf die Lambboysche Reiterei und auch auf Feldmarschall Piccolomini und seine Geschütze. Generalfeldzeugmeister Marchese de Grana brach von Kronach her ins Land. Wer jetzt noch fliehen konnte, suchte in der Fremde zu überleben. Verantwortlich für all die Verwüstungen und die unsägliche Not sind wohl alle Kriegsparteien.

Auch die Schweden und ihre Verbündeten hausten am Ende des Krieges in den protestantischen Ländern ohne Gnade. Fast zweitausend Schlösser, achtzehntausend Dörfer und mehr als fünfzehnhundert Städte in Deutschland sollen durch sie zerstört worden sein. Für die Vernichtung durch die kaiserliche Seite gibt es keine verlässliche Erhebung, das gilt auch für die Verluste der Söldnerarmeen. Historiker schätzen, dass in den Städten zwei Fünftel der Bevölkerung und auf dem Land fünfzig Prozent der Menschen den Krieg nicht überlebten.

Doch wie in jedem Krieg gab es natürlich auch Landstriche und Städte, die nicht gelitten haben und einige konnten aus dem Krieg auch ihren Vorteil ziehen. Während Leipzig schon 1625 bankrott war, gelang es Bremen, den englischen Leinwandmarkt für sich zu gewinnen und Hamburg hatte den Zucker und Gewürzhandel seiner Rivalen an sich gerissen. So ging die Hansestadt als eine der angesehensten und reichsten Städte Europas aus dem Dreißigjährigen Krieg hervor.

Für Deutschland war der Krieg ein großes Unheil. Doch der anschließende Westfälische Friede, ausgehandelt Ende 1641 in Münster und Osnabrück, beendete die Streitigkeiten im Land verhältnismäßig erfolgreich, während die Schwierigkeiten in Europa weitergingen. Die Abtretung des Elsasses führte geradewegs wieder zu einem Krieg…

Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass sich der Name einer Person und die ihm unterstellte Reitertruppe  noch Jahrhunderte nach diesem schrecklichen Krieg in den Gedanken, Balladen und Liedern eines Volkes festgesetzt haben. Als Synonym für Schrecken und extreme Grausamkeit erinnern in fast jeder Region Deutschlands Romane, Balladen oder Stadtchroniken an die Kroatenregimenter Isolanis.

Die historische Reitertruppe Kroaten zu Pferd aus dem mittelfränkischen Windelsbach ist heute ein besonderer Blickfang und längst nicht mehr gefährlich. „Berührungsängste sind fehl am Platz“, lacht Kroatenhauptmann Josef Baumann. Seine ruhigen und auffällig gezeichneten Knabstrupper-Pferde, die vielen nur aus den Sendungen mit Pippi Langstrumpf bekannt sind, sind an Publikum gewöhnt und im Sattel sitzen geübte Reiter. „Wir freuen uns schon auf altbewährte und neue Auftritte und Festzüge 2018. Man kann uns buchen!“ Die historische Authentizität spricht für sich.

Weitere Informationen über diese tolle Truppe finden Sie hier:  https://www.facebook.com/Festspielfreunde/

http://www.kroaten-zu-pferd.de/

* Der Abdruck ist frei. Wir bitten um ein Belegexemplar.


Kurzprofil

Die historische Reitertruppe „Kroaten zu Pferd“ gibt es vermutlich bereits seit 1881. Sie gehörte wohl mit zu den ersten Gruppen bei der Gründung des historischen Festspiels  „Der Meistertrunk“ in Rothenburg ob der Tauber.

Im Jahr 1631, der dreißigjährige Krieg tobte bereits 13 Jahre, stand Graf Johann von Tilly mit seiner Armee von 60.000 Mann vor Rothenburg ob der Tauber. Die Freie Reichsstadt Rothenburg stand zu dieser Zeit auf der Seite der protestantischen Union. Nach drei Tagen Kampf fällt die Stadt in Tillys Hand. In seiner Armee, kämpften neben den regulären Reitereinheiten auch die Kroaten zu Pferd. In der Schlachtordnung befanden sie sich meistens an den äußersten Flügeln. In Vorpostenkriegen sollen Sie Wunder an Tapferkeit vollbracht haben.

Die Kroatenreiterei diente in verschiedenen Regimentern der kaiserlichen Armee, vorzugsweise bei den Arkebusieren. Häufig traten sie in geschlossenen Verbänden auf und vollbrachten wahre Wunder an Tapferkeit in Vorpostenkriegen. Wenn es darum ging, Beute zu machen, fand man sie stets an vorderster Front. Sie ritten den Kaiserlichen voraus und hinterließen Schrecken und Verwüstung im feindlichen Land. Man sagte ihnen nach: Sie waren die Ersten beim Angriff und die Letzten beim Rückzug.

Heute ist die Truppe  mit den auffällig gezeichneten Pferden vom Knabstrupper-Gestüt Baumann (www.knabstrupperhof.de) und den wilden Gestalten in farbenfrohen Uniformen bei Festzügen und Stadtfesten gerne gesehen. Sie haben keine Berührungsängste mit ihren ruhigen Pferden und den geübten Reitern. Die historische Authentizität spricht für sich. Weitere Infos und die Kontaktdaten, um die Gruppe zu buchen, finden Sie unter: www.kroaten-zu-pferd.de/

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