Kunst zum Anfassen

Eine Vernissage und Ausstellung, in der Besucher alles anfassen dürfen, Bilder mit den Fingern berühren, Konturen ertasten? Eigentlich undenkbar. Liest man dort doch meist auf Schritt und Tritt: „Bitte nicht berühren!“. Ganz anders bei den Werken von Christa Jäger-Schrödl. Sie arrangiert Ausstellungen sogar für blinde Besucher - Anfassen ist explizit erwünscht.

Das Wartezimmer eines Kinderarztes: An der Wand hängt ein großes Bild mit reliefartigen Strukturen. Die Bildränder sind unschön abgegriffen. Sicherlich Spuren vieler kleiner Hände, die den Drang hatten, das Kunstwerk genauer zu erkunden. Leider nicht zum Vorteil des Bildes. Doch der Impuls ist verständlich. Wie oft müssen auch wir Erwachsenen uns zurückhalten, wenn spannende Oberflächen „zum Berühren verführen“. Und wie schön, wenn es dann einmal erlaubt wird!

Zu dieser Art Kunstwerke gehören die Bilder von Christa Jäger-Schrödl. Sie sind abstrakt, haben aber immer etwas Gegenständliches, was vielen Betrachtern den Zugang vereinfacht. Sie lassen viel Raum für Fantasie und individuelle Assoziationen. „Aber“, meint die Künstlerin lachend „es gibt immer nur zwei Meinungen zu meinen Bildern: Entweder man mag sie oder man mag sie eben nicht“.

Schon seit vielen Jahren zeigt Christa Jäger-Schrödl ihre außergewöhnlichen, großformatigen Werke auf Ausstellungen und im Internet. Die PR-Frau braucht diese künstlerische Arbeit zum Ausgleich und Stressabbau. Ihre Bilder, die man größtenteils als Collagen bezeichnen könnte, werden geprägt von Strukturen und einem ungewöhnlichen Material-Mix. Sie verwendet Schrauben, Schläuche, Kabel oder auch CDs, alles was ihr so im Alltag begegnet. Aber all diese Materialien sind vordergründig, nicht auf Anhieb erkennbar, sondern gestalten vor allem die Strukturen zu Bildhöhepunkten. Es sind die vielfachen Schichten von Farbe und die kräftigen Töne, die den meist großen Bildern eine erstaunliche Tiefe verleihen.

IMG_2017n-klBesonders an der Kunst von Christa Jäger-Schrödl ist, dass sie auch für Blinde zugänglich gemacht wird. Die Künstlerin erzählt, wie es dazu kam: „Auf die Idee, meine Bilder blinden Menschen zu zeigen, kam ich während einer Ausstellung in Erding. Da bat mich ein blinder, junger Mann meine Bilder ertasten zu dürfen. Er tastete mit beiden Händen und es war verblüffend, dass er den Ursprungspunkt und immer auch den Bild-Höhepunkt in den Bildern erspürte. Heute schütze ich meine Bilder mit einer besonderen Firniss und lade explizit Blinde ein, mit mir eine Ausstellung zu erleben.“

Um ihre Arbeiten nun auch im Internet ins rechte Licht zu rücken, hat sie sich einen „WWW-Kreativen“ für ihre Website geholt. Der VFX-Artist und Mediengestalter Alexander C. Nees hat die Künstler-Homepage komplett neu und benutzerfreundlich aufgesetzt. „Ich bin sehr froh, dass sich dieser kreative Designer meiner Kunstseite angenommen hat“, so die Malerin. „Nun sind meine Bildserien im richtigen Rahmen online und erscheinen immer im optimalen Format!“ Der neue Internetauftritt ist für alle gängigen Endgeräte, egal ob Computer, Smartphone oder Tablet, optimiert.

Neugierig auf die neue Homepage? http://www.atelier-cj.de

Weitere Infos unter: http://www.alexN.tv

* Der Abdruck ist frei. Wir bitten um ein Belegexemplar.


Über mich

Kunst war immer schon mein Lieblingsfach. Doch sicher hätte ich das Malen und Zeichnen ganz schnell wieder aufgegeben, wäre nicht mein Lehrer Clemens Schletterer gewesen. Der Kunstmaler und Kunstpädagoge am Gymnasium in Rothenburg ob der Tauber ermutigte mich, meine eigene Ausdrucksform zu entwickeln. Ich sollte mich nicht weiter um die Meinungen der Klasse kümmern, sondern einfach wieder meinen Instinkten folgen. In den Jahren seines Unterrichts genoss ich die Freiheit, mich künstlerisch zu üben. Leider starb dieser wunderbare Lehrer viel zu früh.

Ich wechselte nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung in den Gestaltungsbereich der FOS Würzburg. Der Bildhauer Herbert Spielmann brachte uns seine Kunst näher und wir trainierten vom Gipsschnitt bis zur Skulptur seine Techniken. Den letzten Schliff in Sachen Zeichnen, Malen und Darstellen gab uns der Maler, Graphiker und Kunsterzieher Josef Scheuplein. Sein Frontalunterricht war nicht sehr beliebt, aber ungemein lehrreich. Mich begeisterten seine 12 Würzburg-Ansichten, deren Reproduktionen in einem Aschaffenburger Verlag erschienen. Ich liebte aber auch die Bleistift-Zeichnungen von Horst Rosemann, der die Schönheiten meiner Geburtsstadt Rothenburg so einzigartig ins Licht rückte.

Trotzdem konnte mich die „realistische Darstellung“ nicht wirklich inspirieren. Während meines Architekturstudiums übte ich mich dann bereits im Abstrahieren. Und einige Jahre später, während eines Praktikums in einer Werbeagentur, begann ich mit Siebdruckfarben zu arbeiten und versuchte unterschiedlichste Farben und Lacke zu kombinieren. Ich entwickelte eine eigene Technik nicht nur Farben, Glanz und Mattes zu kombinieren, es entstanden auch die ersten fühlbaren Strukturen, die den Bildern ihre Tiefe geben. Den Anfang machte meine Bildserie: Hope.

Heute sind meine Bilder, die man zum größten Teil als Collagen bezeichnen könnte, geprägt von Strukturen und einem ungewöhnlichen Material-Mix. Es sind der Bildaufbau in Schichten und die kräftigen Farbtöne, die vor allem den großformatigen Bildern eine besondere Tiefe verleihen. Trotz aller Abstraktion sind meine Bilder auch gegenständlich. Das macht vielen den Zugang einfach.

😉 Kunst ist schön – macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

 

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